Ich habe mir lange überlegt, wie ich diese Seite gestalten sollte...

Jetzt weiss ich, dass ich es mir "einfach" machen kann und alles zusammentragen kann, so wie es kommt. Der Grund dafür ist genauso "einfach":

ALLES IST EINS!

 

 

Abendphantasie

Vor seiner Hütte ruhig im Schatten sitzt
Der Pflüger; dem Genügsamen raucht sein Herd.
Gastfreundlich tönt dem Wanderer im
Friedlichen Dorfe die Abendglocke.

Wohl kehren jetzt die Schiffer zum Hafen auch,
In fernen Städten, fröhlich verrauscht des Markts
Geschäft'ger Lärm; in stiller Laube
Glänzt das gesellige Mahl den Freunden.

Wohin denn ich? Es leben die Sterblichen
Von Lohn und Arbeit; wechselnd in Müh und Ruh
Ist alles freudig; warum schläft denn
Nimmer nur mir in der Brust der Stachel?

Am Abendhimmel blühet ein Frühling auf;
Unzählig blühn die Rosen und ruhig scheint
Die goldne Welt; o dorthin nehmt mich,
Purpurne Wolken! und möge droben

In Licht und Luft zerrinnen mir Lieb und Leid! -
Doch, wie verscheucht von törichter Bitte, flieht
Der Zauber; dunkel wird's und einsam
Unter dem Himmel, wie immer, bin ich -

Komm du nun, sanfter Schlummer! zu viel begehrt
Das Herz; doch endlich, Jugend! verglühst du ja,
Du ruhelose, träumerische!
Friedlich und heiter ist dann das Alter.

Geh unter, schöne Sonne, sie achteten
Nur wenig dein, sie kannten dich, Heil'ge, nicht,
Denn mühelos und stille bist du
Über den Mühsamen aufgegangen.

Mir gehst du freundlich unter und auf, o Licht!
Und wohl erkennt mein Auge dich, Herrliches!
Denn göttlich stille ehren lernt ich,
Da Diotima den Sinn mir heilte.

O du, des Himmels Botin! wie lauscht ich dir!
Dir, Diotima! Liebe! wie sah von dir
Zum goldnen Tage dies Auge
Glänzend und dankend empor. Da rauschten

Lebendiger die Quellen, es atmeten
Der dunkeln Erde Blüten mich liebend an,
Und lächelnd über Silberwolken
Neigte sich segnend herab der Äther.

Friedrich Hölderlin (1770 - 1843)

 

 

An Charlotte von Stein (Warum gabst Du uns die tiefen Blicke)

Warum gabst du uns die tiefen Blicke,
Unsre Zukunft ahnungsvoll zu schaun,
Unsrer Liebe, unserm Erdenglücke
Wähnend selig nimmer hinzutraun?
Warum gabst uns, Schicksal, die Gefühle,
Uns einander in das Herz zu sehn,
Um durch all die seltenen Gewühle
Unser wahr Verhältnis auszuspähn?

Ach, so viele tausend Menschen kennen,
Dumpf sich treibend, kaum ihr eigen Herz,
Schweben zwecklos hin und her und rennen
Hoffnungslos in unversehnem Schmerz;
Jauchzen wieder, wenn der schnellen Freuden
Unerwart'te Morgenröte tagt.
Nur uns armen liebevollen beiden
Ist das wechselseit'ge Glück versagt,
Uns zu lieben, ohn uns zu verstehen,
In dem andern sehn, was er nie war,
Immer frisch auf Traumglück auszugehen
Und zu schwanken auch in Traumgefahr.

Glücklich, den ein leerer Traum beschäftigt!
Glücklich, dem die Ahnung eitel wär!
Jede Gegenwart und jeder Blick bekräftigt
Traum und Ahnung leider uns noch mehr.
Sag, was will das Schicksal uns bereiten?
Sag, wie band es uns so rein genau?
Ach du warst in abgelebten Zeiten
Meine Schwester oder meine Frau.

Kanntest jeden Zug in meinem Wesen,
Spähtest, wie die reinste Nerve klingt,
Konntest mich mit einem Blicke lesen,
Den so schwer ein sterblich Aug durchdringt;
Tropftest Mäßigung dem heißen Blute,
Richtetest den wilden, irren Lauf,
Und in deinen Engelsarmen ruhte
Die zerstörte Brust sich wieder auf;

Hieltest zauberleicht ihn angebunden
Und vergaukeltest ihm manchen Tag.
Welche Seligkeit glich jenen Wonnestunden,
Da er dankbar dir zu Füßen lag,
Fühlt' sein Herz an deinem Herzen schwellen,
Fühlte sich in deinem Auge gut,
Alle seine Sinnen sich erhellen
Und beruhigen sein brausend Blut!

Und von allem dem schwebt ein Erinnern
Nur noch um das ungewisse Herz,
Fühlt die alte Wahrheit ewig gleich im Innern,
Und der neue Zustand wird ihm Schmerz.
Und wir scheinen uns nur halb beseelet,
Dämmernd ist um uns der hellste Tag.
Glücklich, daß das Schicksal, das uns quälet,
Uns doch nicht verändern mag!

Johann Wolfgang von Goethe (1749 -1832)

 

 

Deine Hand...

Ich habe Deine Hand, um sie zu halten, wenn Du alleine bist.

Um sie zu streicheln, wenn Du Zärtlichkeit suchst.
Um sie zu wärmen, wenn Du frierst.
Um Dir aufzuhelfen, wenn Du gefallen bist.
Um dich zu führen, wenn Du den Weg suchst.
Um Dich zu beschützen, wenn Du Hilfe brauchst.
Um bei Dir zu sein, wenn Du meine Nähe suchst.
Um Dich zu stärken, wenn Du schwach bist.
Um Dir zu zeigen, dass ich stets für Dich da bin.
Um Dir zu sagen:
Ich liebe Dich...

Nicki

 

 

Geliebter Schmerz

 

Geliebter Schmerz schon lange Zeit

hast du gewartet bis ich bereit

bin, den Mut erringe dich zu treffen

dir zu begegnen - mit dir zu sprechen.

Dich zu fragen was es ist

geliebtes Wesen - was du bist.

 

Geliebter Schmerz in einer Ecke

meines Herzens ich verstecke

dich, die Wahrheit ist Leid zu verstehen

als Partner nicht als Feind zu sehen.

Akzeptiere all das was du bist

geliebtes Wesen - du bist gewiss.

 

Der alte Feind er wird zum Freund - der Krieg bedingt den Frieden

Nichts Schöneres hab ich je geträumt, als diesen Feind zu lieben.

Der alte Feind er wird zum Freund - die Angst bedingt die Freiheit.

Nichts Schöneres hab ich je geträumt, als Leben in der Einheit.

 

Geliebter Schmerz ich hab's erkannt

als Zeichen nehme meine Hand

dir zu begegnen - dich zu lieben

bedeutet nicht dich zu besiegen.

Vereinigung und Freundschaft

dir all das was du erträumst schafft.

 

Gelieber Schmerz hab Dich durchwandert

durch dich entstand die neue Gangart.

Harte Schale, weicher Kern

ein Hinweisschild "Ich hab dich gern"

Das Leid was du für mich erschaffen

lässt neues Leuchten mich erfassen.

 

Der alte Feind er wird zum Freund - der Krieg bedingt den Frieden

Nichts Schöneres hab ich je geträumt, als diesen Feind zu lieben.

Der alte Feind er wird zum Freund - die Angst bedingt die Freiheit.

Nichts Schöneres hab ich je geträumt, als Leben in der Einheit.

 

 

 

 

 Du musst das Leben nicht verstehen

Du musst das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest.
Und lass dir jeden Tag geschehen
so wie ein Kind im Weitergehen von jedem Wehen
sich viele Blüten schenken lässt.

Sie aufzusammeln und zu sparen,
das kommt dem Kind nicht in den Sinn.
Es löst sie leise aus den Haaren,
drin sie so gern gefangen waren,
und hält den lieben jungen Jahren
nach neuen seine Hände hin.

Rainer Maria Rilke

 

 


Loslassen

Lass vergehen, was vergangen,
schwerer Stunden Nacht,
Seele flieg in neue Bahnen
wo ein Morgen lacht.

Halt nicht fest an alten Tagen,
lasse los die Last,
die du längst im fernen Gestern,
schon durchleidet hast.

Ja, dann schaffst du neue Räume,
machst dich frei und leicht,
spürst die große Lebenskraft,
einem Wunder gleich.

Segne jeden neuen Morgen
hell erstrahlt er dir
und erfahre seine Fülle,
gegenwärtig, jetzt und hier.

Monika Schudel

 

 

 

 

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Ashtar-Linara